Wettbewerbsfähigkeit des Alpentransits durch die Schweiz gefährdet

Pressemitteilung:

 
Im Alpentransit wird es in den nächsten zehn Jahren zu enormen infrastrukturellen und kommerziellen Veränderungen kommen. Die derzeit erwartete Entwicklung von Trassenpreisen und Förderpolitik wird zu einem massiven Verkehrsverlust auf der Verkehrsachse durch die Schweiz führen. Dies hat TransCare in einer von der Internationalen Vereinigung für den Kombinierten Verkehr Straße-Schiene (UIRR) beauftragten Studie ermittelt.

Mit dem Gotthard-Basistunnel wird ab Ende 2016 erstmals eine durchgängige Flachbahntrasse durch die Alpen zur Verfügung stehen. Die Möglichkeit, längere Züge zu fahren bzw. Lokomotiven und Energie pro Zuge einzusparen, ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Erreichung der Verlagerungsziele im Alpentransit. Dies ist insbesondere für den Kombinierten Verkehr von Interesse, der an den wichtigsten Übergängen Lötschberg, Gotthard und Brenner insgesamt rund drei Viertel des alpenquerenden Güteraufkommens auf der Schiene ausmacht.

Wenn die Schiene durch die neuen Basistunnel produktiver wird, kann sie sich auch besser im Wettbewerb mit der Straße behaupten. Damit erscheint es möglich, die Subventionen im Kombinierten Verkehr mittelfristig zu reduzieren. Aus eigener Kraft am Markt bestehen zu können, ist auch das Ziel der Operateure.

Ob dies gelingt, wird sich auch daran entscheiden, wie die Höhe der Trassenpreise der veränderten Situation – ein typischer Zug im Kombinierten Verkehr durch die Alpen hat heute rund 1.200 Tonnen, zukünftig werden über 1.600 Tonnen üblich sein – Rechnung trägt.

Im Auftrag der Internationalen Vereinigung für den Kombinierten Verkehr Straße-Schiene (UIRR) hat das Wiesbadener Logistikberatungsunternehmen TransCare untersucht, wie sich die Wettbewerbsfähigkeit der wichtigsten Alpentransitachsen durch die neuen Basistunnel voraussichtlich verändern wird. Die Ergebnisse wurden am 7. Mai 2015 anlässlich der Fachmesse transport logistic in München vorgestellt.

Die Ergebnisse zeigen einerseits auf, welche finanziellen Vorteile die flachere Alpentransitstrecke ermöglicht: So entstehen pro Sendung auf der Schiene (z.B. ein Sattelanhänger) im Transit durch die Schweiz via Gotthard Einsparungen von rund 58 EUR. Allerdings würde dieser Vorteil beim bis 2024 vorgesehenen vollständigen Wegfall der Subventionen von z.B. 134 EUR je nach Relation deutlich mehr als ausgeglichen. Abhängig von der Entwicklung in Österreich könnte der Transit über den Gotthard bis 2026 um rund 60-100 EUR pro Sendung unattraktiver gegenüber dem Brenner werden, oder anders gesagt: Ein Umweg von bis zu 150 km via Brenner könnte im intermodalen Verkehr günstiger sein, als durch die Schweiz zu fahren.

„Die Studie macht endlich transparent, was wir schon immer befürchtet hatten“, kommentiert Ralf-Charley Schultze, Geschäftsführer der UIRR. Und weiter: „Der Kombinierte Verkehr braucht eine leistungsfähige Infrastruktur – genauso wichtig ist allerdings eine Trassenpreispolitik, die die richtigen Signale setzt.“

„Als Konsequenz“, so Ralf Jahncke, geschäftsführender Gesellschafter von TransCare, „sind die Subventionen im Alpentransit mit Augenmaß zurückzufahren – orientiert am tatsächlich möglichen Produktivitätszuwachs. Außerdem muss sich eine steigende Zugauslastung für die Bahnen und Operateure vom Trassenpreis her lohnen, auch um das steigende Auslastungsrisiko gegenfinanzieren zu können.“

Ansprechpartner:
Ralf Jahncke
TransCare GmbH
Tel: +49 (0) 611 7634 163
E-Mail: r.jahncke@transcare.de



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